Alfaclub Alfa Romeo Montreal Register

1967 findet in Kanada die 28. Weltausstellung statt. Das Gelände für die „EXPO“ befindet sich in Montreal. Dieses Gelände ist auf einer Insel im St. Lorenz Strom. Sie wurde extra für die Expo in ihrer Größe verdoppelt. Man hatte sich viel für die Ausstellung vorgenommen, weil Kanada in diesem Jahr auch seinen 100. Geburtstag feierte. Das Thema der Expo war „Man and his World“.
Alfa Romeo hatte als einziger Autohersteller eine Einladung von der Expo bekommen, um ein Projekt auszustellen. Sie sollten in dem Pavillon „Man the Producer“ zeigen, wie Alfa Romeo sich ein Auto in der Zukunft vorstellt. Dieser Pavillon war ausschließlich für den technologischen Fortschritt reserviert. Man beauftragte Bertone, eine Karosserie für das Chassis aus der 105er Serie zu kreieren. Da zu diesem Zeitpunkt nur zwei Prototypen für die Ausstellung geplant waren, und eine Serienfertigung nicht in Betracht kam, wurde die komplette Technik aus der aktuellen Modellpalette verwendet. Ob man sich bei Alfa aus Kosten- oder Zeitgründen für diesen Schritt entschloss, ist mir leider nicht bekannt. Sicher ist jedenfalls, dass es nie geplant war, die Autos mit Mittelmotor zu bauen, wegen der Luftschlitze hinter den Türen ist dieses Gerücht in die Welt gesetzt worden. Bei der Formgebung der Karosserie hat Bertone sich am Lamborghini Miura orientiert. Er war gerade der aktuelle Star seiner Carrozzeria. Der Montreal wirkt deshalb aber nicht abgekupfert. Er hat dadurch nicht seine Eigenständigkeit verloren.


Es war nicht geplant, den Montreal in Serie zu fertigen. Da der Wagen aber beim Publikum sehr großes Interesse erweckte, entschloss man sich in Mailand, ihn nun doch nicht als Einzelstück im Werksmuseum verstauben zu lassen. Bis zur Serienfertigung sollte es aber noch fast 4 Jahre dauern! Man gab dem Karosseriedesigner Bertone den Auftrag, die von ihm entworfene Karosserie noch einmal zu überarbeiten und alltagstauglich zu machen. Dies gelang Marcello Gandini auch mit wenigen Retuschen, ohne damit das Gesamtbild zu verfälschen! Mir persönlich gefällt der Wagen in seiner jetzigen Form besser als der Prototyp. Er sieht irgendwie erwachsener aus. Als Antrieb spendierte man dem Montreal seinem Aussehen entsprechend einen Achtzylindermotor aus dem Rennwagen Tipo 33! Um den reinrassigen Rennmotor, der von Carlo Chiti konstruiert wurde, eine Langlebigkeit zu gewährleisten, wurde der Hubraum von 2 l auf 2,6 l vergrößert. Außerdem reduzierte man die PS von über 400 auf 200. Rennwagentypisch ist auch die Trockensumpfschmierung und die vier obenliegenden Nockenwellen. Zur Beatmung wurde ihm eine mechanische Spica Einspritzanlage spendiert. Der V8- Motor wird mit einer elektronischen Kondensatorzündung von Bosch zum Leben erweckt. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 225 km/h. Zu damaliger Zeit war das eine atemberaubende Geschwindigkeit, bei der nur noch sehr wenige Konkurrenten mithalten konnten. Er durchläuft den Kilometer aus dem Stand in 28.2 Sekunden. Leider ist sein Fahrwerk mit der Leistung etwas überfordert. Dies dürfte wohl auch der Grund dafür sein, dass der Montreal nie offiziell im Rennsport eingesetzt wurde. Privatiers, die es mit dem Montreal versuchten, hatten anderen Sportwagen gegenüber einen schweren Stand. Der Montreal ist ein Grand Tourismo, der zwar gerne schnell bewegt werden will, aber nicht unbedingt immer im Grenzbereich


Mitte der Siebziger gingen die Verkaufszahlen für den Montreal gen Null. Einer der Gründe hierfür war die weltweite Ölkrise. Der Hauptgrund war aber meines Erachtens Alfa Romeo selbst. Sie haben es in der gesamten sechsjährigen Produktionszeit nicht geschafft – ja nicht einmal versucht – dem Montreal seine Kinderkrankheiten abzustellen. Wie bei jedem Auto sind auch beim Montreal ein paar Details nicht optimal durchdacht worden. Da wären unter anderem die Bremsen und das Fahrwerk. Beide sind mit dem Gewicht und der Leistung des Autos überfordert. Dies ist auch der Hauptgrund für die Erfolglosigkeit im Motorsport. Der Montreal spielte mit seinem Aussehen und seiner Leistung in einer Liga, in der das Sportwagenkonzept der Konkurrenz ausgewogener realisiert wurde. Dies spiegelte sich in den diversen Vergleichstests wieder. 1977 wurde der Montreal aus den Programm genommen. Es wurden ca. 3917 Stück produziert. Die letzten Modelle standen wie Blei in den Verkaufsräumen der Händler und wurden zum Teil weit unter Wert verschleudert. Was für ein tragisches Ende für den ungeliebten „König“ der Marke Alfa Romeo!

Ansprechpartner: Michael Ebert



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