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Die sechziger Jahren sind für Alfa Romeo geprägt von einem bisher nicht gekannten Erfolg. Die Absatzzahlen wachsen in ungekannte Höhen. Wie jedes florierende Unternehmen sucht auch Alfa Romeo nach neuen Märkten um die Position am Markt noch auszubauen. Die bisher angebotenen Modelle der Baureihe 105 sind dabei damals längst nicht für Jedermann erschwinglich. Alfas Führungsriege rund um Giuseppe Luraghi entscheidet sich daher das Modellangebot um ein völlig neues Modell in dem heute als untere Mittelklasse bezeichneten Segment zu erweitern. Diesem Segment mit etwa 1000 cm³ Hubraum wird in Europa damals das größte Wachstum prognostiziert. Noch lange hat nicht jede Familie ein eigenes Auto. Doch dies soll und wird sich schnell ändern. In Arese möchte man daher ein Stück vom „aufgehenden“ Kuchen abbekommen. So starten Ende der sechziger Jahre gleich zwei für die Zukunft enorm wichtige Projekte die die folgenden zwanzig Jahre bei Alfa Romeo prägen sollen: zum einen wird mit der Alfetta ein Nachfolger für die Baureihe 105 (also für die Giulia entwickelt), zum anderen betritt man mit dem Alfasud in vielerlei Hinsicht absolutes Neuland.


Der schon einmal in den fünfziger Jahren bei Alfa Romeo angestellte österreichische Ingenieur Rudolf Hruska bekommt die Gelegenheit mit dem berühmten weißen Blatt Papier anzufangen. Also ein völlig neues Auto zu konzipieren ohne Komponenten von bereits existierenden Modellen übernehmen zu müssen. Dies geht so weit dass am Ende nicht mal das optisch mit den Nord-Modellen identische Alfa-Emblem auf dem Kühlergrill von den ab sofort nach ihrer Herkunft als „Nord“ Modellen bezeichneten Alfas passen wird. Das dazugehörige Werk muss ebenfalls erst projektiert und gebaut werden. Um das Projekt Alfasud (also „Alfa Süden“) einfacher finanzieren zu können wird das neue Werk im armen Mezzogiorno gebaut. In Pomigliano d’Arco bei Neapel besitzt der Staatskonzern Alfa Romeo bereits Grund und Boden. In den dreißiger und vierziger Jahren wurden dort Flugmotoren gefertigt, anschließend der Romeo Lieferwagen. Mit staatlichen Subventionen und der Aussicht auf viele, viele neue Arbeitsplätze entsteht nun dort das zur damaligen Zeit modernste Autowerk Europas (in dem seit 2022 wieder ein Alfa gefertigt wird: der Tonale).


Das Konzept des neuen kompakten Alfa Romeo ist wegweisend für seine Klasse, die man später “Golf-Klasse” nennen wird (dabei ist der Alfasud zwei Jahre früher als der Golf auf dem Markt).

Das charismatischstes Merkmal des Alfasud ist vorne längs unter der Motorhaube verbaut. Ein aufwändiger Vierzylinder-Boxermotor (mit je einer per Zahnriemen angetriebenen obenliegenden Nockenwelle), der die Vorderräder antreibt. Ein Novum bei Alfa Romeo. Durch dieses Raum sparende Konzept steht den Insassen ein für diese Klasse sehr großer Innenraum zur Verfügung. Zudem kann die Motorhaube niedrig gehalten werden was Übersicht und Aerodynamik zu Gute kommt. Die von Giugiaro gezeichnete Linie mit recht hohem Heck und Abrisskante ermöglicht zudem einen großen Kofferraum.
Ganz in der Tradition der Giulietta aus den Fünfzigern ist auch der Alfasud als äußerst sportliche viertürige Familien-Limousine konstruiert, die mit ihrem niedrigen Schwerpunkt und der standfesten Bremsanlage mit damals noch äußerst unüblichen vier Scheibenbremsen (die vorderen Scheiben sind am Getriebe angeblockt) der Konkurrenz auf und davon fährt (die ersten Golf bremsen noch mit vier Trommelbremsen). Noch 10 Jahre nach seiner Vorstellung gibt es eigentlich keinen Kompakten der eine derartige Fahrdynamik bietet und sie gleichzeitig mit hervorragender Raumökonomie, einem brillianten Motor und niedrigen Betriebskosten so perfekt kombiniert wie der Alfasud.


Die Motorenpalette entwickelt sich in mehreren Schritten vom für heutige Verhältnisse schmächtigen 1186 cm³ Motor mit 63 PS und einem Einfachvergaser stetig weiter. Es folgen zwei 1.3 Liter (der nur kurz gebaute 1286 cm³ und der 1351 cm³ Motor). Am Schluss werden aus 1490 cm³ mit zwei Doppelvergasern 105 PS erreicht.

Auch Dank dem Ausbau der Modellpalette mit einem chicken Coupé (Sprint) und sogar einem zweitürigen Kombi (Giardinetta) wird der Alfasud (zumindest solange man die gesamte Baureihe summiert) mit 1.017.387 Stück zum bis heute meist gebauten Alfa.
Und das obwohl die Qualität des kleinen „Suds“ zumindest Anfangs zum Haare raufen ist. Die Volksweissheit dass italienische Autos schon im Prospekt rosten ist (wenn auch nicht ausschließlich) dem Alfasud anzulasten. Am Ende soll der italienische Staat als Besitzer von Alfa Romeo bei jedem gebauten Alfasud umgerechnet 2,50 EUR dazu gelegt haben.

Ansprechpartner: Tim Rauen



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