Im Jahr 2007 feierte die Nuova Giulietta ihren dreißigsten Geburtstag. Nach fünfzehnjähriger Bauzeit bekam die Giulia im November 1977 eine Nachfolgerin. Alfa Romeo ließ den bereits abgeschafften Namen Giulietta in einer ganz neuen Baureihe wieder aufleben. Im Centro Stile entwarf man, unter Federführung von Ermanno Cressoni, eine neugestaltete Karosserie in Keilform mit einem sehr hohen Heck und integriertem Heckspoiler. Mit dieser stilistischen Novität war Alfa Romeo den anderen Herstellern (mal wieder) einen Schritt voraus. Denn erst Mitte der 80er Jahre setzte sich diese Form aus Gründen der Aerodynamik auch bei anderen Autoherstellern durch.

Von der Alfetta wurde das Fahrwerk mit der aufwendigen Transaxle-Bauweise mit De-Dion-Hinterachse übernommen (Motor vorne, Getriebe an der Hinterachse), welche zur optimalen Gewichtsverteilung von je fünfzig Prozent auf Vorder- und Hinterachse führt. Jedoch war das Fahrverhalten gegenüber der Alfetta wesentlich in Richtung sportlicher Komfort verbessert worden. Als Hinterachse ist in der Giulietta eine De-Dion-Achse mit geschlossener Dreiecksführung und Querführung durch Wattgestänge eingebaut. Durch diese Konstruktion bleiben auch die Räder immer senkrecht auf der Straße. An der Vorderachse wurden keine herkömmlichen Federbeine verwendet, sondern Teleskopstoßdämpfer und Drehstabfedern eingesetzt. Selbstverständlich waren alle Motorversionen der Nuova Giulietta mit einem 5-Gang Getriebe ausgestattet!


Der Innenraum der neuen Giulietta war von der Größe her quasi identisch mit dem der großen Schwester Alfetta. Besonderes Gimmick der Instrumententafel: Die Zeiger der Tachometer und Drehzahlmesser zeigten im Stand nach unten. Beim Beschleunigen drehen sie sich voneinander weg, um bei Höchstgeschwindigkeit im fünften Gang kerzengerade in den Himmel zu weisen. Sogar der Modeschöpfer Fiorucci widmete sich 1978 der Giulietta und kreierte ein Showcar mit einer Raufaser ähnlichen Oberfläche, blauen Rädern und dicken Beplankungen.

Um die neue Giulietta an die Frau bzw. an den Mann zu bringen setzte Alfa Romeo Deutschland auf die Dienste von Niki Lauda. Alfa Romeo und Niki Lauda arbeiteten damals schon im Motorsport zusammen. 1977 heuerte der damalige Brabham-Alfa Romeo Teamchef Bernie Ecclestone! den Österreicher für die nächste Formel 1 Saison an. Unvergessen bleibt in dieser Zeit der legendäre Sieg im ersten Rennen mit dem auch “Staubsauger” gennanten Brabham Alfa Romeo BT 46 (siehe dazu auch einen großen Bericht in einem der Alfaclub Magazine von 2008). Auf der Internet Videoplattform Youtube gibt es einige Videos über diesen aussergewöhnlichen Formel 1 Boliden.


1977

Zum Serienstart im Jahr 1977 wurden zwei Motoren angeboten. Der 1.3 Liter Doppelnockenwellen-Motor leistete 95 PS und brachte die Giulietta auf 165 km/h. Der zweite angebotene Motor war der 1570 cm³ große Nordmotor aus der Giulia Nuova mit 109 PS und einer Spitze von 175 km/h.

1979

Schon 1979 wurde die Modellpalette der Giulietta erweitert, indem man eine 1.8 Liter-Variante mit 122 PS hinzunahm. Für einige Auslandsmärkte wurde jedoch auch schon der 2 Liter Motor angeboten, der aber erst 1980 seinen “richtigen” Einstand in den größten Märkten feierte.

1980

Die Giulietta Super mit dem 2 Liter Motor (130 PS und 187 km/h Höchstgeschwindigkeit) war das erste Sondermodell. Hier flossen bereits leichte Retuschen der kommenden zweiten Serie ein. Die weiße Nuova ist Baujahr Juli 1981.

Die 2.0 Super für den italienischen Markt: Leichtmetallfelgen mit Bereifung 185/65 HR 14, ein kleines Ledersportlenkrad sowie zwei Außenspiegel gehörten ebenso zur Serienausstattung wie der beigefarbene Zierstreifen unter der Fensterbrüstung auf dem nur in grau-metallic (“grigio nube metallizzato”) erhältlichen Lack. Der beigefarbene Streifen in den Stoßfängern wurde ebenfalls später in den Serie 2 Fahrzeugen übernommen. Die Sitze waren zeitgemäß braun mit beigefarbenen Einsätzen. Diese Super Version (siehe Bilder unten) gab es in dieser Ausführung für den italienischen Markt.

1981

Zur IAA (September 1981) kam dann das erste Facelift auch für den Rest der Giuliettas, was sie den frühen achtziger Jahren angepaßter erscheinen ließ. Speziell für den deutschen Markt gab es in limitierter Auflage ein 2.0 Super Sondermodell mit folgenden erwähnenswerten Features:

• 3-Ton Lackierung
• Farben: Rot, Schwarz-Metallic, Grau-Metallic
• Sitzbezüge, Mittelteil der Türverkleidungen und Dach sind aus elegantem Floccato-Stoff
• Elektrische Fensterheber vorne
• Zentralverriegelung
• Elektronischer Kilometerzähler
• Zweifarbig gestaltetes Armaturenbrett
• Nebelscheinwerfer und Nebelschlußleuchte

1982

In diesem Jahr wurde das Spitzenmodell umbenannt in Giulietta 2.0 ti und als limitiertes Sondermodell angepriesen, was auch einige Retuschen mit sich brachte.

1983

Hier ging die Giulietta in die dritte und letzte Runde. Neben einigen Facelift-Neuerungen gab es außerdem zwei neue Motorvarianten: Einerseits die Giulietta 2.0 Turbodiesel mit einem 82 PS leistenden VM-Motor aus der Alfetta und andererseits die 2.0 Turbodelta.


Turbodelta

Die Giulietta Turbo Autodelta, kurz Turbodelta, erfuhr durch einen Alfa Romeo Avio-Turbolader eine Leistungssteigerung um 40 PS aus dem serienmäßigen Zweilitermotor mit Doppelvergasern. Dazu gab es Ölkühler, innen belüftete Scheibenbremsen vorne mit zwei Bremssätteln pro Bremsscheibe (!) und ein härteres Fahrwerk mit anderen Felgen. Die Sitze waren mit roter Stoff-/ Kunstlederkombination bezogen und anstelle der mittleren Frischluftdüse war eine Ladedruckanzeige montiert. Dieses 210 km/h schnelle Sportgerät sollte ursprünglich im Tourenwagensport die Nachfolge des in seiner Entwicklung ausgereizten GTV 6 antreten, wurde aber wegen der bevorstehenden Einführung des Alfa 75 nicht mehr homologiert. Ganze 361 Exemplare des nur in schwarzmetallic mit rotem Streifen erhältlichen 170-PS-Boliden gingen in überwiegend private Hände.


1984

Die Giulietta 2.0 ti wurde 1984 wieder als Giulietta 2.0 verkauft, weil die ti als limitierte Serie auch mal auslaufen musste. Sie gab sie nur in den vier Farben Hellgrau, Luci Di Bosco (Grün), Opalgrün und natürlich Alfarot.

Die Farben der frühen 80er waren häufig dunkel und noch häufiger Braun. Auch die Innenausstattungen der Giulietta waren meist in mittel- bis dunkelbraunen, groben Stoffen und Teppichen gehalten. Ein häufiger da gern gekaufter Lichtblick dabei war neben Weiß die Außenfarbe Elfenbein (Avorio), die man in Deutschland eher als Taxifarbe bezeichnen würde.

Giulietta Zender Alfa Sport

Eine bei uns in Deutschland sehr populäre weil auffällige Variante der dritten Serie gab es dann noch zum Ende der Bauzeit: Die Giulietta Zender Alfa Sport. Sie war ein nur in Deutschland limitiert angebotenes Modell, das von der Firma Zender präpariert wurde. Das auffälligste Merkmal war die zweifarbige Lackierung, wobei der obere Teil die Originalfarbe behielt, während unterhalb einer Linie unter den Türgriffen die Kontrastfarbe begann. Da die breiten Seitenleisten unten original in grau gehalten waren, ergab sich also streng genommen eine Dreifarbenlackierung. Mögliche Kombinationen waren (oben/unten): Venezianisch-Rot/Schwarz, Silbergrau-metallic/Anthrazit, Braun-metallic/Beige, Dunkelbraun/Hellbraun und Nerz/Schwarz. Ein weiteres auffälliges Detail waren neben dem tiefer gelegten Fahrwerk die 6X15-Zoll-Leichtmetallfelgen (mit Bereifung 195/50 VR 15), die anstelle von fünf Speichen Löcher in Form der stilisierten Buchstaben „AR“ (Alfa Romeo) in einer recht ebenen Fläche hatten. Am Heck klebte dort, wo früher der Silberstreifen zwischen den Rückleuchten war, ein Schriftzug „Zender Alfa Sport“. In Abstimmung mit Alfa Romeo Deutschland fertigte Zender etwa 150 Exemplare. Diese elegante Ton-in-Ton Lackierung in fünf Varianten macht die Giulietta Zender Alfa Sport zum unverwechselbaren Unikat. Sie wurde auschließlich nur mit dem 2 Liter Motor (130 PS) angeboten.

1985

Die italienische Polizei (Polizia di Stato) setzte 1985 auch Giulietta Fahrzeuge für die Straßenüberwachung und die Bekämpfung der Kriminalität ein. Ausgestattet waren die Fahrzeuge mit dem 1.8 Liter Motor und 122 PS.


Fazit:

Die Nuova Giulietta (mit der internen Typenbezeichnung 116) war relativ erfolgreich. Schon 1978 war die Nuova mit 51.314 Einheiten der zweitmeist verkaufte Alfa Romeo hinter dem Alfasud und brachte es auf 10.000 Stück mehr als die große Schwester. Dazu hatte sicher auch der Preis von 16.490 DM (1.6 nur 200 DM mehr!) beigetragen – die Alfetta war über eintausend D-Mark teurer. Während ihrer Produktionszeit erreichte die Nuova Giulietta etwa 80 Prozent der Stückzahlen ihrer Schwester Alfetta, die jedoch zwölf Jahre gebaut wurde. So gesehen war die Nuova Giulietta ein großer Erfolg. Sie sollte parallel zur Alfetta das untere Segment abdecken, wurde aber am Markt eher als Nachfolger der in die Jahre gekommenen Schwester angenommen. Alfa Romeo reagierte durch größere Modellvarianten und sicherte ihr damit den Erfolg.

Fast die Hälfte aller Giuliettas (187.064) wurden mit dem 1.6 Liter Motor verkauft. Dem gegenüber standen 50.890 1300er, 87.468 1800er und 36.767 Giuliettas mit dem 2 Liter Motor. Neben den schon erwähnten 361 Turbodeltas gab es dann noch 17.141 Diesel-Modelle.

Mit insgesamt 379.691 Exemplaren war die Nuova Giulietta zwar keine Seltenheit – sie ist es aber leider geworden…


Beim Durchblättern der Alfaclub Magazine Anfang der 90er Jahre war zu lesen, wie selten die Nuova Giulietta schon damals auf den Straßen unterwegs war. Fast zwanzig Jahre später sieht das Szenario noch extremer aus. Mit 379.691 Exemplaren war die Nuova Giulietta zwar keine Seltenheit – sie ist es aber geworden.

In den Köpfen vieler Alfisti spielte die Nuova Giulietta leider nur eine untergeordnete Rolle, während ihre große Schwester Alfetta als Gründerin einer neuen Epoche mit Transaxle-Getriebe einen festen Stellenwert einnahm. Im Jahr 2007 feierte die Nuova ihren 30. Geburtstag. Armin Brandt widmete diesem besonderen Schmuckstück mit dem außergewöhnlichen Design einen ausführlichen Bericht im Alfaclub Magazin Nummer 1/2007.

Das Register soll den Fahrern dieses Modells eine Hilfe sein, um Fragen zu beantworten, Probleme zu lösen und Gleichgesinnte zu finden. Weiterhin ist das Ziel dieses Registers die Erfassung aller im Alfaclub vorhandenen Alfa Romeo Nuova Giulietta Fahrzeuge.

Ansprechpartner: Olaf Schwarzer



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